Myanmar

Veröffentlicht auf von GuPa

Seit 1989 heisst Birma?Burma? nun Myanmar, obwohl alle drei Begriffe noch immer verwendet werden." Myanmar" wurde von der Militaerregierung eingefuehrt, daher verwenden Regimekritiker eher die alten Begriffe. Es stimmt jedoch auch, dass die Begriffe Burma/Birma von der Volksgruppe der Birmanen (um die Hauptstadt und in hoeheren Positionen) abgeleitet sind und sich somit die vielen anderen Volksgruppen, besonders jene, die den Burmanen nicht so freundlich gesinnt sind, sich nicht damit identifizieren koennen. Das Leben unter dieser Regierung ist dem Buerger eines Sozialstaates wohl kaum vorstellbar, trotzdem gibt es Stimmen, dass die sehr unterschiedlichen, zum Teil kaempferischen, zahlreichen Ethnien ohne straffer Regierung in ein noch groesseres Chaos stuerzen wuerden. Die politische Lage erschliesst sich dem Touristen jedoch nur wenig.
Wir beginnen die Reise in Rangon/Yangon, der Hauptstadt. Schon beim Landeanflug bekommt man das Gefuehl, nun in eine geheimnissevolle Welt hinunterzutauchen. Diese  Gefuehle haben fuer mich zumindest doch einen Zusammenhang mit dem Wort "Burma" oder "Birma", was schon so schoen, fremd, geheimnisvoll klingt.
Die Taxifahrt in die Hauptstadt des Goldenen Landes zeigt jedoch wenig Goldiges. Die alten Haeuser der Altstadt, schwarz verwitterte Fassaden, vergitterte Balkone, sodass Wohnbloecke wie Riesenkaefige aussehen, vermitteln eher einen morbiden Eindruck. Das Gold wird jedoch schon beim Vorbeifahren in Form der Schwedagon-Pagode sichtbar.
Das groesste und heiligste Bauwerk der Buddhisten besteht aus ca. 60Tonnen!! Gold und betraechtlichen Karat an Edelsteinen. Von aussen eben eine grosse Pagode, erlebt man das wahre Ausmass an Groesse (woertlich und im uebertragenen Sinn) erst beim Hineingehen. Ueber einen der vier ewig langen Eingaenge, die ueberdacht, sanft in Stufen ansteigend, gesaeumt von Souvenirshops mit goldenen Buddhas und dergleichen, gelangt man auf die 60000m2 grosse Plattform, auf welcher sich die Schwedagon mit ihren unzaehligen kleineren Pagoden, Nischen, Buddhafiguren, Tierfiguren....erhebt. Wirklich ein erhebender Augenblick hier einzutreten, Paul und ich waren eigentlich sprachlos. Die Atmosphaere wirken lassen, die vielen Glaeubigen beobachten, wie sie ihre Rituale vollziehen, seinen Geburts-Wochentag bestimmen lassen um den dazugehoerigen Buddha mit Wasser zu begiessen fuers eigene Glueck, eine Glocke 5x zu schlagen fuer eine begangene gute Tat, ist auch dem Nicht-Buddhisten moeglich und ermoeglicht ein bisschen ein Sich-Einfuehlen-Versuchen in eine sehr fremde Kultur.
Die Schwedagon haben wir auch noch vor dem Weiterflug besucht, ich wollte sie auch bei Nacht, mit Beleuchtung erleben.
Weniger Eindruck hinterlaesst die Sule Pagode, ein wenig Erholung von der Grossstadt finden wir bei einem See-spaziergang.
Die naechste Station ist Bagan. Ein Wort - ein Begriff, der jahrhundertealte Kultur verspricht....und haelt. Neben der grossen  goldenen Schwezigon (nicht nur das Wort ist ihrer Schwester in Rangon aehnlich) gibt es ueber 2000 ganz unterschiedliche Bauwerke. Teils in rohem Ziegel, teils weiss bemalen, teils teilvergoldet, gross, klein, gut erhalten oder ganz verfallen,.....sind wir mit Fahrraedern zwischen all diesen Schoenheiten durchgeradelt (Reifenpicken obligatorisch, bei zwei Ausfahrten haben wir es auf 18 Loecher gebracht - Rekord haelt Paul)
Eine Irrawady-Bootsfahrt ist uns leider nicht vergoennt, da die grossen Boote, wegen mangelnder Touristen garnicht unterwegs waren, und mit Kleinigkeiten haben wir uns nicht abgegeben....und den Mangel an Touristen haben wir genossen.
Auf der Busfahrt zum Inle-See (ich erwaehne nur dezent, dass Birmesen auf den holprigen Strassen ueber einen sehr empfindlichen Magen verfuegen und alle bereits vor der Busfahrt etwas zu sich genommen haben, wovon sie sich jetzt nacheinander wieder trennen) machen wir einen Stopp in den Bergen. Kalaw ist ein ruhiger kleiner Ort, fuer meine Begriffe etwas zu kalt (nachts), doch ein Kurzaufenthalt lohnt wegen der unglaublich netten Menschen, die vom Tourismus bisher verschont geblieben sind. Wir geniessen Spaziergaenge auf welchen wir nicht regelmaessig ueber Shops und Souvenirverkaeufer stolpern. Kleine Kinder schenken mir, der seltsamen Fremden, Blumen und wollen gar keine Muenzen dafuer!
Am Inle-See verbringen wir Weihnachten und schippern am 24.12. zwischen den schwimmenden Gaerten, Doerfern und Maerkten durch, beobachten die legendaeren Einbeinruderer (keine Ahnung wie die das machen, als haetten sie noch irgendwo einen Haken, der ihnen aus dem Knie waechst), die das Boot mit einem  Bein steuern und rudern, waehrend sie ihre Haende zum Fischen verwenden. Schon Kinder koennen das!
Wir wohnen in einem entzueckenden Guesthouse, bei den "4 Sisters", wo wir liebevoll umsorgt, bekocht und verwoehnt werden. Ein gutes Fruehstueck am Balkon, wo wir auf Sonne warten, denn auch hier ist es nicht gerade heiss in der Frueh und nachts. Auch sitzen wir zum Faulsein oft im Pavillon im Garten und lesen. Ludwig, ein Deutscher, der eine der Schwestern geheiratet hat, macht mit uns nette Touren, die man im Reisebuero nicht buchen kann, wir besuchen Hoehlen-ehem.Einsiedlermoenche, aber auch ein  Spitzen-Weingut!
Schweren Herzens muessen wir zurueck nach Rangon, mit kleiner Reserve vor dem Weiterflug nach Kalkutta.
Wir verlassen Myanmar ungern, wir trafen hier die vielleicht freundlichsten Menschen unserer Reise (ja, was der Tourist nicht versaut, ist vielleicht wirklich ein guter, netter Mitmensch), erlebten beeindruckende Kulturgueter und schnupperten in den Buddhismus hinein, denn buddhistische Moenche sind gastfreundlich, gespraechig, humorvoll, runderherum nett! Ja, das koennte man eine g'scheide Religion nennen!
Trotz aller Armut und den Problemen mit einer Diktatur wird ueberall gesungen und gelaechelt. Die Landschaft ist wunderschoen, Berge, Seen, Fluesse, Meer (diesmal leider nicht gesehen) alles vorhanden und man sollte noch viel mehr davon anschauen.
Nach Myanmar wuerden wir gerne irgendwann einmal zurueckkehren!
Das naechstemal schreib ich euch was ueber Kalkutta und Varanasi - das ist ganz andrer Stoff!
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W
gupa,wenn ihr mich heute nachmittag besucht,bitte keine tschick mitbringen,da ich ab heute mittag nichtraucher werde.<br /> w.
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M
Hallo Gudrun! Ich kann mir bestens vorstellen, dass vieles hier in Österreich, auch unsere Art zu leben, auf so einer Reise in weite Ferne rücken! Aber ich freu mich schon auf Deine Erzählungen und auf eine Fotoshow! Liebe Grüße - Marion
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M
Spannend, bei Euch lernt man was dazu. Ich habe mich auch immer gefragt, was es mit den Bezeichnun-gen "Myanmar", "Burma", "Birma" zu tun hat, jetzt sehe ich klarer. <br /> Eine Frage, Gudrun: seht ihr auf eurer Reise auch Brennessln? ;-) LG Marion<br /> Liebe Grüße
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G
<br /> Spinat ja, Brennesseln nein, und der Spinat ist nicht der, den wir kennen. Meinen Eisenmangel werden wir aber gleich nach meiner Rueckkehr wieder ausgleichen. Auf das (aber auf wenig anderes) freu<br /> ich mich schon!<br /> <br /> <br />